Die Rhein-Neckar-Zeitung über die 10-Jahresfeier am 27.-29.06.2025

Aus der Idee ist ganz schnell eine Institution geworden

Was mit Kreativität, Engagement und Leidenschaft möglich ist: Der Brau- und Kulturverein in Hochhausen feierte Zehnjähriges

Von Pia Geimer
Hochhausen. Kaum zu glauben eigentlich, dass es erst zehn Jahre her ist, seit es den Brau- und Kulturverein Hochhausen gibt. Denn der kleine Ort am Neckar hat sich durch die vielfältigen Initiativen des „BuK“ zu einem kleinen, aber feinen Kulturzentrum in der Region gemausert. Angefangen hat alles 2015 mit einer großartigen Idee: Einige engagierte Hochhäuser wollten hochwertige Kultur ins Dorf bringen und gleichzeitig einen lebendigen Ort schaffen, an dem Menschen zusammenkommen können. Mit viel Einfallsreichtum ging man an die Arbeit, bündelte Ressourcen und Kräfte im Dorf, um das ambitionierte Vorhaben zum Erfolg zu führen – und es gelang!
Dieser Tage feierte der Verein sein zehnjähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumswochenende mit vielen Höhepunkten wie stimmungsvollem Open-Air-Kino mit drei Filmen, kreativen Licht-Installationen rund um den „Krapp“ im Freiheitsflug, der als Hochhäuser Wappentier auch das Vereinslogo des BuK ziert. Abends gab es mitreißende Livemusik mit der „Complete Clapton Tribute Band“ auf dem Dorfplatz und am Sonntag ein zünftiges Frühstück mit Weißwurst und Musik. Zum abschließenden Festakt am Montagabend waren mit Peter Hauk (MdL), Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, und Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl von der „Leader“-Aktionsgruppe einige prominente Gäste von auswärts gekommen, um gemeinsam mit den Kulturmachern das Jubiläum zu feiern.
Den musikalischen Auftakt übernahm das Instrumental-Duo „Alma Viva“ aus Heidelberg mit Eva Stortz (Geige) und Frank Ströber (Gitarre, Chapman-Stick), die mit ihrer handgemachten Musik zwischen Jazz und Tango auch im weiteren Verlauf für gute Stimmung sorgten. Als 1. Vorsitzender begrüßte Thorsten Ringwald die Anwesenden herzlich und bezeichnete den BuK als ein „Kind mit mehreren Müttern und Vätern“. Er und die anderen Gründungsmitglieder seien vor zehn Jahren mit einer guten Portion Blauäugigkeit gestartet und hätten doch so einige Herausforderungen zu meistern gehabt, ehe der Verein sein Zuhause in der „Kulturkapelle“ gefunden hatte. Zahlreiche Auflagen zum Brandschutz hätten erfüllt und erhebliche Investitionen gestemmt werden müssen, bis die ehemalige Kirche für Veranstaltungen genutzt werden konnte. Ohne Unterstützung durch das Leader-Programm und auch private Förderer wie das in Hochhausen lebende Ehepaar Sue und John Malick aus den USA sei es nicht möglich gewesen, diesen Kraftakt zu schaffen. Bürgermeister Christian Ernst lobte den sportlichen Ehrgeiz, mit dem aus einer Idee eine Institution geworden sei. In seiner Rede verwies er auf die vielen großartigen Künstler und Ensembles, die hier schon musiziert haben, wie das Weltklasse-Duo „Café del Mundo“. Auch Minister Peter Hauk zeigte sich beeindruckt vom Engagement, mit dem eine ehemalige Kirche zurück ins Dorf geholt worden sei. Der BuK Hochhausen sei der einzige Verein dieser Art in Baden-Württemberg und ein gutes Beispiel für das große, förderungswürdige Potenzial gerade im ländlichen Raum, denn „wer anpackt, hat mehr vom Leben“. Sieglinde Pfahl war schon einige Male in Hochhausen, um ein Projekt einzuweihen, das mit Fördermitteln des EU-Programms Leader erfolgreich umgesetzt werden konnte. Sie überreichte diesmal vom Aktionskreis zusammen mit ihren Glückwünschen ein Paket mit hitzeresistentem Knabberfutter als Nervennahrung an die verantwortlichen Kulturmacher.
Anschließend gab „Hausherr“ Dieter von Helmstatt den auswärtigen Gästen einen Überblick über die Geschichte der Kulturkapelle, die seit 1815 als Kirche mit Grablege für die katholischen Vorfahren seiner Familie gedient hatte. Nachdem sie nicht mehr als Kirchenraum genutzt wurde, wegen ihrer besonderen Ausstattung aber bereits unter Denkmalschutz stand, ist man 2015 einen eigenen Weg gegangen und hat in Zusammenarbeit mit Architekt Harald Binkele einen einzigartigen Veranstaltungsraum geschaffen. Auch der Vorplatz wurde neu gestaltet, ebenso der Dorfplatz weiter unten im Ort, auf dem Open-Air-Konzerte und anderes stattfinden können.
In Hochhausen zeigt sich eindrucksvoll, was mit Teamgeist, Engagement und Leidenschaft möglich ist. Herzlichen Glückwunsch an der Brau- und Kulturverein zum zehnjährigen Bestehen – und auf viele weitere Jahre voller Kultur, Gemeinschaft und unvergesslicher Momente. - Rhein-Neckar-Zeitung, Juli 2025

Die Rhein-Neckar-Zeitung über Arno Hermer am 16.03.2019

Die Rhein-Neckar-Zeitung über die Gründung des Vereins

Ideen haben sie genug.

Ehem. kath. Kirche Ehem. kath. Kirche

Und einige haben die Mitglieder des Brau- und Kulturvereins Hochhausen schon umgesetzt. Seit Oktober 2015 gibt es den kleinen Verein in dem Haßmersheimer Ortsteil. Thorsten Ringwald ist Vorsitzender und einer der Mitbegründer des Vereins.
Auf die Idee, einen solchen Verein zu gründen und Kultur nach Hochhausen zu holen, kamen Ringwald und seine Freunde beim „Theater am Kamin“ auf dem Dilsberg. Ein Privatmann räumt dort regelmäßig sein Wohnzimmer aus und der Kleinkunst großzügig Raum ein. „Das fanden wir so toll, dass wir das auch machen wollten“, berichtet Ringwald. Schnell hatten die Mitglieder erste Ideen. Und auch ein passender Veranstaltungsort war schnell gefunden: die ehemalige katholische Kirche in Hochhausen. Die ist im Besitz der Familie von Helmstatt und schon seit 15 Jahren keine Kirche mehr.
Schnell zeigte sich allerdings, dass für den Traum-Veranstaltungsort einige Hürden überwunden werden müssen. Ein fehlender Notausgang, fehlende Toiletten und Parkplätze und zuletzt das baden-württembergische Bestattungsgesetz verhinderten bisher die Nutzung der Kirche.

Thorsten Ringwald

Kulturveranstaltungen organisierten die Mitglieder des Vereins aber trotzdem: Irish Folk, Kabarett mit Walter Renneisen, Jazz-Frühstück, Musik mit Sabine Stieger oder zuletzt „Miss Amüsgöll“ – um nur wenige zu nennen. Thorsten Ringwald: „Unser Anspruch ist es, Kultur mit Niveau anzubieten.“ Da habe man als kleiner Verein aus einem kleinen Dorf schon manchmal Hemmungen, solche „Kaliber“ wie Arnim Töpel (der am 25. März zum Brau- und Kulturverein kommt) anzufragen. „Aber die Reaktionen sind immer sehr positiv. Es gibt wirklich viele Leute, die uns da unterstützen“, so Ringwald.


Auch in dem Vorhaben, der kleinen Kirche eine Zukunft zu geben. Von allen Seiten habe man zu Beginn politischen Zuspruch erhalten. Doch ohne die Hilfe und Unterstützung von Freunden und Bekannten wäre schon nach zwei Wochen wieder Schluss gewesen mit der Initiative. „Es gab und gibt eine große Unterstützung im Dorf“, so Ringwald. Nachdem die Kirche als Veranstaltungsort erst einmal ausfiel, suchte sich der Verein übergangsweise andere Domizile.
Die befreundeten Mitglieder treibt indes kein finanzielles Interesse. „Unser Ansporn ist auch das Lob von den Besuchern“, sagt Ringwald. Im laufenden Jahr will man auch dem „Brau-“ im Vereinsnamen etwas gerechter werden. Der Name ist entstanden, weil die befreundeten Mitglieder sich auch schon mal als Hobbybrauer versuchen. „Das ist ja auch eine Form von Kulturgut“, ist Ringwald überzeugt. So soll es dieses Jahr ein Brau-Seminar geben (natürlich nicht im Kirchlein) und eventuell soll in einer größeren Brauerei ein nach eigenem Rezept gebrautes Bier bestellt werden, das dann auch bei Veranstaltungen ausgeschenkt werden darf.
Und während die Männer organisieren und planen, kümmern sich die Frauen um die Verpflegung der Gäste. Denn im Eintrittspreis inbegriffen ist ein kleiner Imbiss – der immer zum Thema der Veranstaltung passt. Hierarchien sind im Brau- und Kulturverein eher unwichtig. „Der Verein ist nur der Rahmen. Wir wollten Kultur machen und fertig!“
Kultur „machen“ sie auch am 25. März (2017) wieder, dieses Mal in der Sport- und Festhalle in Haßmersheim. „Eine Ausnahme“, wie Ringwald betont. Denn eigentlich soll alles „klein bleiben“ und er und seine Mitstreiter hoffen nun auf die Erlaubnis aus dem Landratsamt. Axel Krahl, Geschäftsbereichsleiter Umwelt und Bauen, beim Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreise, sendet positive Signale: „Man muss es unterstützen, wenn in so einer kleinen Gemeinde kulturelle Dinge angeschoben werden. Wir haben nun eine sinnvolle Lösung gefunden.“ Bis Ende April, so Krahls Einschätzung, sollte alles in „trockenen Tüchern sein“ und die kleine Kirche kann (endlich) aus dem Dornröschenschlaf wach geküsst werden.... - Rhein-Neckar-Zeitung, 12.März 2017